Mirjam Hummel-Ortner
Co-CEO WWP-Gruppe
Mirjam Hummel-Ortner ist Co-CEO der WWP-Gruppe und führt somit nicht nur eine der renommiertesten Agenturen im Sportbusiness, sondern auch ein Team mit mehr als 120 Mitarbeitenden an mehreren europäischen Standorten. Sie setzt neue Maßstäbe in der Branche, unter anderem mit ihrer Überzeugung, dass Mitarbeitende in Zukunft verstärkt zu Mitgestaltenden werden. Ursprünglich sollte WWP nur eine kurze Station in ihrer Karriere werden, doch nun ist sie bereits seit über 25 Jahren Teil der WWP-Familie und führt das Unternehmen seit fast acht Jahren in einer Doppelspitze mit Philipp Radel in die Zukunft. Gemeinsam setzen beide auf die Sportmentalität und meistern alle Herausforderungen mit der gleichen Leidenschaft, die auch im Spitzensport zu finden ist.
Mirjam, wer bist Du in drei Worten? Und was ist die WWP in drei Worten?
Ich bin Mirjam Hummel-Ortner, zusammen mit Philipp Radel Co-CEO der WWP-Gruppe. Wir beide dürfen die WWP mit einem starken Team in die Zukunft führen. Die WWP zählt schon seit über 30 Jahren zu den wichtigsten Playern im Sportbusiness, denn wir begleiten Unternehmen und Brands in ihren Engagements im Sport. Unsere Vision lautet: „We are the First Choice for Bold Steps in Sports!„
Da steckt ganz viel Aussage zur WWP, aber auch Seele dahinter. Denn ganz am Anfang steht das “We”, wir als Team, dieser diverse, pulsierende Haufen von Menschen mit einer gemeinsamen Wertekultur. Der Mannschaftsgedanke spielt eine wichtige Rolle. In puncto „First Choice“ wollen wir die erste Wahl und der Premium-Partner für unsere Kund:innen und Partner:innen sein. „Bold Steps“ – als Unternehmen wollen wir groß denken und handeln und zusammen mit unseren Kunden und Kundinnen die Industrie mitgestalten. Wir suchen Opportunitäten und entwickeln diese zu etwas Größerem. Beispielsweise prägen wir die Hahnenkamm-Rennen als internationale Sportplattform seit über 25 Jahren entscheidend mit. Wir haben auch vor Kurzem angekündigt, dass wir im Padelsport zusammen mit unserem Partner der e|motion in einem Joint Venture eine neue Plattform bauen wollen, da Padel aktuell der am schnellsten wachsende Breitensport ist. Das sind genau solche Bold Steps. Der “Sport” ist unsere Spielwiese, er ist in unserer DNA. Wir haben eine Athlet:innen-Mentalität, die uns hilft, mit Siegen und Niederlagen umzugehen.
Könntest Du nochmal genauer auf die Doppelspitze eingehen?
Die These, dass Führung nicht teilbar sei, widerlegen wir eigentlich täglich. Das Grundprinzip unserer Vorgehensweise ist ein stärkenorientierter Ansatz, der für uns seine Wurzeln im Sport hat, und den wir deshalb sehr gut adaptieren können. Das bedeutet, dass wir genau wissen, wo die Stärken des jeweils anderen liegen und das durch ein wirklich offenes Visier mit ganz viel Transparenz, Klarheit und Authentizität. Wenn man sich all dessen bewusst ist, profitiert man von zahlreichen Synergieeffekten. Das bedarf eines ständigen Dialogs, eines klaren Schulterschlusses und funktioniert auch nur, wenn als Einheit agiert wird. Im Alltag gilt einer meiner Lieblingssprüche: „Vier Schultern tragen mehr als zwei“. Für uns hat es einen großen Mehrwert, einen Sparringspartner auf Augenhöhe zu haben, einen Counterpart, mit dem du dich austauschen und deine Gedanken teilen kannst. Das ist der praktische Vorteil, wenn man zu zweit ist.
Bei der WWP setzt ihr Euch sehr stark für Diversität ein. Du hast schon angeteasert, dass Du Potenzial in diversen Teams siehst. Wo siehst Du dieses Potenzial konkret?
Die Sportbranche hat sicherlich generell jede Menge Aufholbedarf beim Thema Diversität. Für die WWP-Gruppe ist diese Erkenntnis nicht neu. Wir wurden von der ehemaligen Sportlerin Hanni Weirather-Wenzel mitgegründet. Sie war auch die große Visionärin der WWP, die schon als aktive Sportlerin prophezeit hat, dass irgendwann jede:r Athlet:in ein professionelles Umfeld haben wird. Das war für die Entstehung der WWP eine ganz wichtige Vision und Ausrichtung. Wir sind nicht erst in der zweiten Generation divers, sondern wir waren es von Anfang an. Somit haben wir eine andere Historie und auch einen natürlicheren Zugang zum Thema. Deswegen war es für uns kein artifiziell konstruiertes System, eine diverse Führungsspitze zu haben, wir haben das aus der Vergangenheit als positiven Wert übernommen. Nichtsdestotrotz haben aber auch wir noch Aufholbedarf an weiblichen Führungskräften in den ersten zwei Führungsebenen und haben dies auch in den Unternehmenszielen transparent verankert.
Was können Unternehmen vom Sport lernen?
Der Sport ist einfach eine große Lebensschule und natürlich von verschiedensten Emotionen geprägt. Dies wird sowohl in der akribischen Vorbereitung als auch in den Erfolgen sowie in den Niederlagen ersichtlich. Niki Lauda, den ich aufgrund seiner Ehrlichkeit menschlich sehr geschätzt habe, meinte einmal bei einer Preisverleihung: „I dedicate this to all the losers„. Ein wahrlich prägender Gedanke sowohl im Sport als auch in Unternehmen. Es kommt auf die Niederlagen an und den Umgang mit ihnen. Für mich liegt darin die wahre Qualität im Unternehmen. In der Pandemie haben wir diesbezüglich viel gelernt, weil wir alle von null auf 100, oder eher von 100 auf null, eine andere Situation vorgefunden haben und im selben Boot saßen. Da kamen mehrere Emotionen auf einmal auf, viele Ängste und Unsicherheit. Wir haben schnell angefangen, so viel wie noch nie zuvor zu kommunizieren. Unser Motto war auf Sicht zu fahren und Maßnahmen mit Augenmaß zu setzen. Essenziell war, den Antrieb der Mitarbeitenden mit neuen Konzepten, Transparenz und mentaler Absicherung aufrechtzuerhalten, um Aktivität und Dynamik sicherzustellen. Ich glaube, wenn man unsere Kollegen und Kolleginnen fragt, ist uns das gelungen.
Wie lebt die WWP Innovation?
Durch unsere unternehmerische Unabhängigkeit haben wir die Möglichkeit, Ideen unserer Mitarbeitenden schnell aufnehmen zu können. Dies ist ein großer Treiber für Innovation. In der Zukunft wird die Einbindung dieser immer wichtiger werden. Ich bin überzeugt, dass Mitarbeitende auch Mitgestaltende des Unternehmens werden wollen. Diese Impulse gilt es wie ein Schwamm aufzusaugen. Entwicklung kann nur stattfinden, wenn man die Trends und Marktentwicklungen kennt und adaptieren kann. Man muss die Nase ständig im Wind haben und je mehr Nasen, desto besser.
Die NFL als größte Sportliga der Welt kam 2022 erstmals mit einem Spiel nach Deutschland. Was hat das für die WWP bedeutet?
Wir empfinden es als großes Privileg, die Vermarktung der NFL-Spiele in Deutschland zu übernehmen. Für uns ist das bold, da die NFL die größte und professionellste Sportliga der Welt ist. Es macht uns auch ein bisschen stolz, dass wir einen für die DACH-Region neuen Sport in diesem historischen Schritt mit begleiten dürfen. Die Euphorie und Begeisterung, die das erste NFL-Game dann in München ausgelöst hat, gibt uns großen Rückenwind für dieses Thema.
Wir sehen uns im Jahr 2040. Welche drei Trends werden Deiner Meinung nach Wirtschaft und Führung sowie Gesellschaft beeinflussen?
Die Technologiedurchdringung der Gesellschaft und die Digitalisierung, sowie die Klimakrise und auch andere Extremszenarien, wie wir es bereits mit der Pandemie erlebt haben, werden täglich Brot werden. Die Komplexität und die Dynamik unseres Umfelds werden noch weiter zunehmen. Gleichzeitig wird eine Verschmelzung von Job und Freizeit stärker stattfinden. Wir erleben das ja schon jetzt mit Remote Office, Coworking, agilen Teams und so weiter. Um als Unternehmen erfolgreich zu sein, braucht es in meinen Augen Transparenz hinsichtlich Zielsetzungen, Haltung und ein klares Wertegerüst. Zwei entscheidende Kernfaktoren werden Flexibilität versus Stabilität sein – diese auszutarieren wird Führungskräfte immens beschäftigen. Ich glaube es geht zunehmend um transparente Kommunikation und Authentizität, sowohl in der Innen- als auch in der Außenwirkung. Denn es ist doch so: Du kannst noch so viele Werteworthülsen irgendwo aufschreiben, wenn du sie nicht lebst, nicht authentisch bist und sie als Führungskraft mit deinem Verhalten nicht untermauerst, wird das Vorhaben schlichtweg nicht funktionieren.