Isabella Krätz
Gründerin Isabella Glutenfreie Patisserie
Isabella Krätz ist die Gründerin des Düsseldorfer Familienunternehmens Isabella Glutenfreie Pâtisserie. Nach einer langen Krankheitsgeschichte erhielt sie 2009 die Diagnose Zöliakie. Daraufhin entstand der Herzenswunsch, glutenfreien Genuss im Alltag zu etablieren, welcher 2014 zur Gründung des ersten eigenen Cafés in Düsseldorf Oberkassel führte. Nachdem in das Unternehmen schnell auch die nächste Generation einstieg, startete die Expansion. So gibt es die glutenfreien Backwaren heute bereits deutschlandweit an 9 Standorten sowie im eigenen Online-Shop.
Frau Krätz, können Sie uns ein wenig in die Gründungsgeschichte Ihres Unternehmens mitnehmen?
Vor meiner Diagnose „Zöliakie“ lagen etwa 15 Jahre Krankheitsgeschichte hinter mir. Eine eindeutige Diagnose konnte mir bis dahin kein Arzt geben, weswegen mir auf Verdacht sogar die Gebärmutter entfernt wurde. Vor meiner nächsten Operation, die anstehen sollte, war ich jedoch zum Glück in einer Migräneklinik, in welcher ich das erste Mal auf Lebensmittelallergien untersucht wurde. Und tatsächlich wusste ich nun endlich, worauf ich verzichten muss. Nach zwei Wochen konnte ich die Klinik verlassen und war das blühende Leben.
Als ich nach der Zöliakie-Diagnose feststellte, dass die Essensalternativen nicht wirklich schmeckten, fing ich an, glutenfrei zu backen. Zugegebenermaßen sind die ersten Versuche oft missglückt, aber das hat mich nur umso mehr angespornt.
An meinem 50. Geburtstag lud ich dann anstelle von Gästen eine Konditorin ein, mit der ich den ganzen Tag glutenfrei backen konnte. Das hat mir unglaublich viel Freude bereitet und so war die Idee geboren, ein eigenes Café zu eröffnen, um damit auch anderen zu helfen, die ebenfalls an Zöliakie leiden.
Um Erfahrungen zu sammeln, habe ich mich dann um ein Praktikum in einem Fünf Sterne Hotel bemüht und anschließend professionelle Fortbildungskurse für Konditoren besucht, um das Handwerkliche zu erlernen. Nach meiner Meisterprüfung entwickelte ich dann eine eigene Mehlmischung und gemeinsam mit einer Konditorin die ersten Produkte.
Direkt nach der Eröffnung unseres ersten Cafés in Düsseldorf Oberkassel zeigte sich, wie sehr unsere Gäste auf so ein Café gewartet hatten. Nicht nur Kundinnen und Kunden mit Zöliakie konnten von Beginn an alles bei uns essen, wir haben auch Rücksicht auf viele verschiedene andere Lebensmittelunverträglichkeiten genommen. So ist bei uns das Sortiment heute zu über 70% vegan, zudem vieles ohne Milch, Soja oder Mais.
Wie sieht Ihre Unternehmens-DNA aus und welche Werte vertreten Sie? Was ist der Erfolgsfaktor, der Sie in den letzten Jahren getragen hat?
Unser Produkt ist die DNA des Unternehmens: Glutenfrei. Genuss, Ästhetik und das Moderne sind außerdem Attribute, die unser Produkt ausmachen.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist sicherlich auch unser Ladendesign, das mir von Anfang an sehr wichtig war. Viele Gastro-Berater rieten uns damals von hochwertiger Ausstattung unserer Läden ab. Da wir unsere Wurzeln jedoch in der Modebranche haben, ist Ästhetik für uns sehr wichtig. Heute können wir sagen, dass das Konzept aufgegangen ist.
Was ist Ihr Geheimrezept für eine erfolgreiche Arbeitgebermarke?
Es ist heute sehr wichtig für die Mitarbeitenden, ein gutes Team auf die Beine zu stellen, in dem man sich gegenseitig unterstützt. Und auch ein gutes, angenehmes Arbeitsumfeld gehört dazu. Wir arbeiten mit sehr modernen Geräten und hochwertigen Rohstoffen. Das finden viele unserer Bäcker:innen und Konditor:innen sehr attraktiv.
Außerdem haben wir festgestellt: Geld ist sehr wichtig, aber nicht alles. Wir fangen in unseren Mitarbeitergesprächen immer wieder ein, wie essenziell die Freude an der Arbeit und ein freundschaftliches Team sind. Dank der vielen Mitarbeitenden, die diesen Teamspirit weitergeben, haben wir genau das auch geschafft. Wenn ich höre, wie gerne die Menschen hier zur Arbeit gehen, geht mir das runter wie Öl.
Bei Ihnen ist die nächste Generation schon im Unternehmen involviert. Können Sie ein paar Tipps für einen erfolgreichen Einstieg geben?
Ich glaube, dass es unheimlich wichtig ist, die Stärken des Einzelnen zu erkennen und eigene Bereiche für jeden zu schaffen, welche von allen respektiert werden. So ist es auch heute noch. Für mich ist zudem Loslassen ein zentrales Thema im Familienunternehmen. Man muss sich sehr bewusst sein, welche Dinge man abgeben kann und das dann auch tun. Sicherlich liegt das auch an meiner Gründungsgeschichte: Ich wollte ursprünglich nur einen einzigen Laden eröffnen und habe die Pâtisserie auch nicht gegründet, um möglichst viel Geld zu verdienen oder einen Trend aufzugreifen. Wir haben dann allerdings schnell gemerkt, dass mein Sohn eine Vision für das Unternehmen hat und ihm deshalb die Zügel in die Hand gegeben.
Was macht die Führung von Familienunternehmen für Sie besonders?
Ursprünglich war die Isabella Glutenfreie Pâtisserie nicht als Familienunternehmen gedacht. Mein Mann hat mich dann aber immer mehr unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin. Unser Sohn, der damals in einer Unternehmensberatung tätig war, hat sich auch schon früh involviert – und so war dann irgendwann die gesamte Familie im Unternehmen.
Natürlich ist dies eine sehr besondere Konstellation, denn hier ist es wie im echten Leben: Manchmal kann man sich richtig zoffen, findet dann aber auch schnell wieder zusammen. Eine Grundvorrausetzung für einen guten Umgang.
Welche Vision haben Sie für die Patisserie?
Ich finde, dass wir in Deutschland schon eine wirklich gute Abdeckung haben, jedoch wäre Berlin sicherlich noch eine interessante Stadt. Mittelfristig steht eine Expansion ins europäische Ausland an, die wir momentan allerdings mit unserer Produktion noch nicht darstellen können. Wir bekommen viele Anfragen – zuletzt aus Dubai und L.A – wissen aber auch, dass dies Ziele sind, die sehr weit in der Zukunft liegen.
Welche Trends werden Ihrer Einschätzung nach unserer Wirtschaft und Gesellschaft bis 2040 fundamental beeinflussen?
Ich gehe fest davon aus, dass sich unsere Ernährung noch mehr in die gesunde Richtung entwickelt, sodass die Gesundheit des Menschen ganz im Vordergrund stehen wird. Neben dem Bewusstsein für unsere Erde und unsere Umwelt gilt es auch, für einen gesunden Körper zu sorgen. Beides ist parallel ins Negative gerutscht und wird sich auch parallel ins Positive verändern müssen.
Zudem vermute ich, dass aufgrund der Umweltsituation zukünftig tatsächlich Lebensmittel gestaltet werden, die nicht mehr aus der Natur hervorgehen, so wie wir das kennen, sondern durch Bakterien hergestellt werden. Es gibt Firmen, die intensiv daran arbeiten, dass es keine Viehzucht mehr geben muss, um Fleisch zu produzieren. Das gleiche Prinzip wird es sicher auch für viele andere Lebensmittel geben.