Lena Schaumann

Geschäftsführerin Möbel Schaumann Kassel GmbH & Co. KG

Lena Schaumann hat eine besondere Geschichte zu erzählen. Ihr Vater führte das Familienunternehmen Möbel Schaumann bereits in dritter Generation – gegründet wurde es 1912. Mit der Frage der Nachfolge konfrontiert, wollte Lena nicht einfach so ins Familienunternehmen einsteigen und dabei im Schatten ihres Vaters stehen. Daraufhin hat Lena in Berlin ihr eigenes Unternehmen gegründet. Der Name ist Lumizil – ein Onlineshop für Möbel. Von 0 angefangen startete Lena voll durch und baute sich ihr eigenes Wissen über die Branche auf. Und die Zahlen sprechen für sich: Mittlerweile gibt es fast 90.000 sofort verfügbare Artikel auf der Lumizil-Website. Im März 2019 hat Lena dann auch das Möbelhaus Schaumann übernommen und führt dies nun in vierter Generation erfolgreich weiter. Zudem interessiert sich Lena sehr für Female Empowerment, Emotional Leadership, die Digitalisierung ihres Familienunternehmens, New Work – und sie hat bereits ihren eigenen Podcast-Channel eingerichtet.
Wir freuen uns sehr, Lena heute als Weiterdenkerin des Monats bei uns im Interview zu haben.

Was hat Dich, Lena, dazu angetrieben selbst ein Unternehmen zu gründen – bevor Du zurück in Dein Familienunternehmen gewechselt bist?

Nachdem ich meine Bachelorthesis über Multichannel im Möbelhandel geschrieben habe, hat mich das Thema wirklich gepackt. Ich wollte das geballte Fachwissen rund um Möbel von meinem Papa mit der Onlinewelt zusammenbringen. So ist mein eigenes Start-Up entstanden. Damals war ich mir sicher, dass Kassel nicht der richtige Ort dafür sei. Für mich war ganz klar Berlin „the place to be“, um in der Start-Up-Welt Fuß zu fassen und um mir noch mehr Wissen rund um E-Commerce anzueignen.

Und rückblickend: würdest Du es genauso wieder machen?

Rückblickend würde ich es ganz genauso wieder machen. Die Entscheidung nach Berlin zu gehen, war goldrichtig und bleibt definitiv eine unvergessliche Zeit, die ich nicht missen möchte. Das Großstadt-Flair mit so vielen Networking-Möglichkeiten, das „freie Ausprobieren“ dank meiner Selbstständigkeit, meine eigenen Fehler zu machen, daraus zu lernen und daran zu wachsen – all das konnte ich letztendlich mit zurück nach Kassel nehmen. Und all das verschafft mir heute ein ganz anderes Ansehen bei uns im Familienunternehmen aber auch in der Branche als nur die Tatsache, Tochter meines Vaters zu sein.

Was sind die wichtigsten Erfahrungen, die Du bei Lumizil gemacht hast? Auch im Hinblick auf die Tätigkeit jetzt im Familienunternehmen?

Puh, ich habe viele wichtige Erfahrungen bei Lumizil machen dürfen. Aber an eine erinnere ich mich besonders oft zurück. Damals dachte ich immer: wenn ich mit meinem geballten Fachwissen aus Berlin komme, dass ganz Kassel dort auf mich bzw. uns wartet. Überraschung: Dem war nicht so. Damals wollten wir zum Beispiel einen begehbaren Lampen Onlineshop in unser Möbelhaus integrieren. Das war ein riesiges Projekt und die Schaumann-MitarbeiterInnen waren nicht ansatzweise so begeistert, wie wir „Berliner“. Und genauso dezent wie die Begeisterung war, lief auch das Projekt an. Erst als wir alle mit ins Boot genommen, allen zugehört und das Projekt des begehbaren Lampen Onlineshops gemeinsam erarbeitet haben, kam der Erfolg. Seitdem beziehe ich immer das gesamte Team ein.

Wie schafft man es, die Digitalisierung in einem Familienunternehmen voranzutreiben?

Hier kann ich direkt an das wichtigste Learning aus meiner Lumizil-Zeit anknüpfen: Es ist unheimlich wichtig, alle MitarbeiterInnen einzubeziehen, mitzunehmen und schließlich eine gemeinsame Vision zu erschaffen. „Digitalisierung“ ist so ein mächtiges Wort, das viel größer klingt, als es tatsächlich ist. Wenn wir im Team davon träumen, wie Schaumann zukünftig aussehen soll, können wir die Zukunft gemeinsam mit viel mehr Elan und Motivation gestalten – ohne uns von so großen Worten wie Digitalisierung abschrecken zu lassen. Wir profitieren alle voneinander, egal ob jung oder alt. Und nur mit dem „alten Wissen“ kann Digitalisierung wirklich funktionieren. So haben wir es geschafft uns wahnsinnig zu digitalisieren, beinahe ohne es überhaupt zu merken!

Welchen Rat kannst Du jungen, heranwachsenden, zukünftigen NextGens mit auf den Weg geben?

Zukünftigen NextGens möchte ich zwei Tipps mit auf dem Weg geben. Erstens: Ein gut funktionierendes Team ist das A und O. MitarbeiterInnen, die nicht in dieselbe Richtung blicken, werden es immer schwer haben. Ein harmonierendes Team hingegen lässt alles andere viel einfacher und besser erscheinen. Deshalb nehmt euch die Zeit, lernt euer Team gut kennen und baut euch gemeinsam eine Kultur und ein Wertefundament auf, das Freude macht. Ganz ehrlich? Das ist ein schwieriger Weg – aber er lohnt sich. Mein zweiter Tipp: Bleibt euch selbst treu und versucht nicht zu sehr in die Fußstapfen eures Vorgängers passen zu wollen. Ich kann euch aus Erfahrung sagen, dass es nicht nur unauthentisch wird, sondern auch der Spaß dabei verloren geht. Ihr seid genau richtig, wie ihr seid und wertvoll für eure Firma.

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